Meldung vom 08.11.2020

NEIN zu Gewalt: „Internationale Woche gegen Gewalt an Frauen und Kindern – Stralsund bricht das Schweigen“

Mehr als je zuvor hat sie einen wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft: die jährlich stattfindende Internationale Woche gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Deshalb beteiligt sich die Hansestadt Stralsund in Kooperation mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren auch in diesem Jahr daran.

Dass es notwendig ist, darauf hinzuweisen, belegen für Stralsund Zahlen aus dem Frauenschutzhaus und der Interventionsstelle.
Von Oktober 2019 bis September 2020 waren im Bereich des Polizeihauptreviers Stralsund fast jeden Tag eine und insgesamt 290 Personen von häuslicher Gewalt betroffen. In diesen Familien lebten und leben 240 Kinder. Von den Betroffenen von häuslicher Gewalt waren knapp 80% weiblich (225) und über 20% männlich (65). Im Frauenschutzhaus Stralsund leben aktuell (Stand September 2020) 12 Frauen und 11 Kinder. Von Januar bis September 2020 fanden insgesamt 70 Frauen und 55 Kinder Schutz vor häuslicher Gewalt.

„Wir müssen deutlich darauf aufmerksam machen, dass jegliche Gewalt in Familien völlig inakzeptabel ist, egal, ob gegen eine Frau, einen Mann oder ein Kind“, so die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stralsund, Silvia Hacker-Hübner. „Ziel unserer Aktionen anlässlich der Internationalen Wochen gegen Gewalt an Frauen und Kinder ist es, Mitbürgerinnen und Mitbürger dafür zu sensibilisieren, nicht wegzuschauen oder wegzuhören.“ Es dürfe nicht geschwiegen werden, wenn Gewalt in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfindet, so die Gleichstellungsbeauftragte weiter.

Folgende Aktionen finden statt:
- Plakataktion an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet:
"Stralsund bricht das Schweigen" vom 13. bis 25. November
- Aktion „Orange“: Der Theaterbalkon am Olof-Palme-Platz wird vom 16. bis 22. November orangefarben angestrahlt. Weltweit erstrahlen Gebäude in Orange, um gemeinsam ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen und damit zur Enttabuisierung dieses Themas beizutragen
- Banner- und orangefarbene Wimpelaktion zur Internationalen Woche gegen Gewalt an Frauen und Kindern vom 16. bis 22. November im Durchgang des Rathauses
Auch die Stralsunder Stadtbibliothek möchte mithelfen, diese brisante gesellschaftliche Problematik stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und präsentiert dazu eine umfangreiche Medienauswahl im 1. Obergeschoss der Bibliothek.
Zur Medienauswahl gelangen Sie hier: Medienauswahl

Weitere ursprünglich geplante Aktion wie die Stralsunder Theatergespräche, ein Infostand für Betroffene, eine Buchlesung zur Thematik sowie zwei Theateraufführungen müssen aufgrund der aktuellen Situation in diesem Jahr leider ausfallen.

Hintergrund
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der am weitesten verbreiteten Verletzung der Menschenrechte. Gewalt gegen Frauen ist vielschichtig, sie umfasst häusliche Gewalt durch Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Nötigung, Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Freiheitsberaubung, Mord und Totschlag sowie Zwangsheirat und Kinderehe, Genitalverstümmelung, Nachstellung, Zwangsprostitution oder sexuelle Belästigung.
Die Kriminalstatistik bildet dabei nur jene Straftaten ab, die zur Anzeige gebracht werden. Die Dunkelziffer ist höher. Nach Dunkelfeldstudien ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt, nicht nur von Partnerschaftsgewalt, betroffen.
Viele Opfer schweigen aus Scham oder aus Angst vor weiterer Gewalt – oder in dem Glauben, dass sie nicht zu ihrem Recht kommen.
Bekannt ist, dass sexuelle Gewalt in vielen Partnerschaften und Ehen ausgeübt wird. Trotzdem tritt sie im Kontext der häuslichen Gewalt faktisch nie in Erscheinung.

25. November: Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Dieser Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo beteiligt. Der Mut der Mirabal-Schwestern bei ihrem Kampf gegen den Tyrannen gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln.
1981 wurde der 25. November ein internationaler Gedenktag.